Werner Krahe und Jens Onnen, die Macher dieses überaus komplexen Strategie- und Wirtschaftsgames, sind durchaus keine Greenhorns: Mit dem "Bundesliga Manager" haben sie sich sozusagen warmprogrammiert, mit ihrem neuen Projekt könnten sie die Herzen der Computer-Cowboys erobern. Denn Wild West World ist so ausgeklügelt, dass man bereits die Hintergrundstory sehr aufmerksam lesen sollte, damit einem keine wichtigen Details entgehen.
Erzählt wird die Geschichte von Jack Putter, der unterwegs nach Gold City ist, um dort auf einer Farm häuslich niederzulassen. Jacks Ziel ist, es zum angesehensten Bürger der ganzen Umgebung zu bringen. Dazu stehen ihm zwanzig (Spiel-) Jahre zur Verfügung, wobei jede Zugfolge einen Tag repräsentiert. Also heuert er erstmal ein paar Männer an, feilscht mit Händlern um Pferde und Wagen, und legt so den Grundstein für seinen Ruhm - oder auch nicht...
Wild West World kann man alleine oder zu zweit spielen, so oder so sind der freien Persönlichkeitsentfaltung kaum Grenzen gesetzt: Man kann friedlich Rinder züchten, Getreide anbauen und nach Bodenschätzen graben, sich dem legalen Handel verschreiben, oder aber eine Laufbahn als Schurke einschlagen, Killer anheuern, plündern und morden.
Hinzu kommen etliche Ereignisse, auf die man keinen Einfluss hat, wie überschwemmungen, Feuersbrünste, Indianerüberfälle und vieles mehr. Sei es die Wetterlage, die Steuerung der Produktion, oder die Bilanzen - alles will bedacht werden, denn die computer- geführten Gegenspieler (Farmer, Banditen, Indianer, Sheriffs) stellen sich auch nicht dumm an! Abgerundet wird die superrealistische Simulationen von gelegentlichen Actionsequenzen wie Treck- überfällen oder Pistolenduellen.
Die "Gelegenheits-Simulanten" mag diese Gestaltungsvielfalt anfänglich ein bisschen erschrecken, aber schon bald hat man die Sache im Griff. Schliesslich gibt es fünf verschiedene Schwierigkeitsgrade und ein deutsches Handbuch, das kaum Fragen offen lässt.
Zusätzlich liegt dem Programm das Ganze sozusagen nochmals als Brettspiel bei, damit der Grossgrundbesitzer auch ja nicht den überblick verliert. Am Screen ist alles mausgesteuert, vom Hauptmenü aus gelangt man in Untermenüs, wo die Aktionen eingeleitet werden. Optisch präsentiert sich Wild West World als Mischung aus Tabellen, Karten, Digi-Bildern und Grafiken von Chris Folding ("Stadt der Löwen").
Leider sind einige Bilder etwas klein geraten, wie auch ein paar der zahlreichen Sound-Effekte ein wenig unpassend sind. Aber die beiden Musikstücke bieten dafür echten Hilly-Billy Ohrenschmaus! Man merkt dem Spiel deutlich an, dass zwei volle Jahre Entwicklungszeit dahinter stehen - wer beispielsweise "Rings of Medusa" mochte, wird vom sehr viel komplexeren Wild West World ohne jeden Zweifel begeistert sein! (wh)