Die Kathedrale logo Amiga Joker Hit

Wer auf komplexe Adventures steht, aber nicht unbedingt auf englische Texte, hat's schwer - schon deshalb war "Das Stundenglas" seinzerzeit ein voller Erfolg. Jetzt hat die Programmiertruppe Weltenschmiede erneut zugeschlagen: mit einer noch spannenderen Geschichte, noch schöneren Bildern, noch bequemerer Benutzerführung...

Womit nur beginnen? Vielleicht mit der irren Story, die historische Ereignisse und Fiktion geschickt vermischt? Der Spieler, ein ganz gewöhnlicher Mensch der Gegenwart, besichtigt die Kathedrale eines ganz gewöhnlichen Städtchens namens Schönau - vorerst noch ohne zu ahnen, daß in ihren modrigen Gewölben düstere Schrecken lauern. Dieses Gotteshaus nämlich, vor über 500 Jahren vom Adoptivbruder eines auf dem Scheiterhaufen verbrannten Ketzers erbaut, ist nichts anderes als das Monument einer entsetzlichen Rache. Denn der damalige Weihbischof von Schönau war für des Ketzers Hinrichtung mitverwantwortlich, und der Fluch der bösen Tat reicht bis in unsere Zeit hinein!

Als der arglose Besucher in einer staubigen Nische auf ein Bündel uralter Papier stößt, ist es bereits zu spät - auf seltsame Weise in der Kirche gefangen, bleiben ihm noch 56 Stunden, das schröckliche Geheimnis zu lüften...

An Beschäftigung fehlt es nicht: Was ist mit dem Weihwasserbecken? Welchen Zweck erfüllt die in Stein gehauene Dämonenfratze? Und welche Rolle spielt man schließlich selbst in dem okkulten Drama? Viele Rätsel sind in den 150 Räumen versteckt; um sie zu entwirren und den überraschenden Clou der Story zu erleben, braucht man schon einen trainierten Schädelinhalt!

Was man hingegen nicht braucht, das sind Hornhäute and den Fingerkuppen: Die Kathedrale wird vorwiegend über ein Feld mit 33 Icons bedient, auch die 120 stimmungsvollen Grafiken können beklickt werden - die eigentliche Tipparbeit reduziert sich somit auf ein Minimum. Der exzellente deutsche Parser versteht nahezu alles, zudem lesen sich die Textausgaben wirklich spannend. Lediglich auf Sounduntermalung muß der Reliquienforscher verzichten, von der atmosphärischen Titelmusik einmal abgesehen, herrscht Grabesstille. Naja, eine verfluchte Kathedrale ist nunmal kein Konzertsaal...

Nicht nur Präsentation, Gameplay und Steuerung wissen zu gefallen, von der opulenten Ausstattung des Programms wird man nahezu erschlagen: Zunächst fällt die ebenso dicke wie originelle Anleitung auf, die wie ein persönlicher Erfahrungsbericht abgefaßt ist. Dann sind da noch vier gekonnt auf alt getrimmte Briefe (die aus der staubigen Nische), die in den Hintergrund der Geschichte einführen. Und schließlich liegen noch die Baupläne der Kathedrale bei, ebenfalls sehr schön und stilgerecht.

Mit einem dürren Satz: Hier wartet ein stimmungsvoller Kirchen-Krimi mit einer Extraportion Spielspaß - besonders für Abenteurer, die mit der englischen Sprache auf Kriegsfuß stehen, ein absolutes Muß!