Hanse: Die Expedition logo

Was Starbyte bei "Rings of Medusa Gold" recht war, kann Ascon bei Ralf Glaus Handelsklassiker nur billig sein: Auch diese mittlerweile sieben Jahre alte Simulation wurde in zeitgemäßer Präsentation neu aufgelegt.

Nur vier Wochen nach den PC-Hanseaten verschlägt es nun also auch die Amiga-Kaufleute wieder ins mittelalterliche Lübeck, wo sechs von ihnen (Nachzügler dürfen auch später noch einsteigen) fünf Generationen lang Zeit haben, es durch erfolgreiches Wirtschaften, gezielte Familienplanung und großzügige Spendenpraxis zum hiesigen Oberbürgermeister zu bringen.

Im Mittelpunkt des runden-weise organisierten Geldscheffelns steht nach wie vor der Salzhandel an acht Nord- und Ostseehäfen: IN der Heimat belädt man seine Schiffe mit dem weißen Gold und schickt sie zu einer anderen Stadt, um dafür Wolle, Pelze, Honig etc. einzutauschen. Zurück in Lübeck verhökert man alles zum aktuellen Marktpreis.

Über den Profit entscheidet aber auch die Menge der angelieferten Waren, und die hängt wiederum stark von der (vierstufigen) Windstärke während der Überfahrt ab. Wer also nicht wie die EG machen und seine Güter ins Meer schütten will, der holt beim örtlichen Wahrsager eine Wetterprognose ein, die natürlich kostet. Außerdem kann man seine Pötte in der Lübecker Werft reparieren lassen und neue in Auftrag geben.

Dringend anzuraten ist die Ausstattung der Handelskontore mit (bis zu 20) Kanonen. Bei einem Überfall der bösen Konkurrenz postieren und laden dann zunächst beide Seite ihre Geschütze, und es folgt ein vollautomatischer Schlagabtausch mit abschließender Gewinn- und Verlustverrechung.

Gewinnbringend könnten auch Spenden und insbesondere Heiratsangebote sein, denn die daraus resultierenden Bälger werden nicht mehr einfach nur als Erben eingesetzt – man kann sie auch bei einem von drei Hauslehrern (Krämer, Offizier, Seebär) ausbilden lassen, ihnen später ein paar Schiffe spendieren und sie auf Expedition schicken. Damit hat dann der Untertitel seine Berechtigung und der Spieler vielleicht bald ein paar neue Absatzmärkte.

Bei der Finanzierung solch teurer Unternehmen hilft die Hausbank gerne weiter, zudem kann mit den Firmenanteilen aller Mitspieler spekuliert werden.

Im Vergleich mit dem Vorgänger fällt besonders die animationsarme, aber schön gezeichnete Grafik positiv auf; am 500er ist sie allerdings ettwas bläßlich. Dagegen hat sich inhaltlich bis auf die Expeditionen der Nachkommen und die 150 neuen Zufallsereignisse nichts getan.

Die Handlungsmöglichkeiten sind daher aus heutiger Sicht doch arg begrenzt, speziell, wenn man an den "Patrizier" aus demselben Hause denkt.

Trotzdem entfaltet Hanse gerade in geselliger Runde immer noch den alten Charme, was nicht zuletzt an der gelungenen Maussteuerung und der harmonischen Musikbegleitung liegt – und wohl auch ein bißchen am günstigen Preis. (md)