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Arme Wirtschaftsstrategen: Immer nur Öl suchen, Dampfer fahren oder Brummis durch die Gegend schicken! Bei Starbyte hatte man jüngst ein Einsehen, und erinnerte sich der feuchtfröhlichen Bedeutung des Begriffs "Wirtschaft" - Wein, Weib und Gesang...

OK, Weiber müßt Ihr schon selber mitbringen, und das Singen nimmt Euch auch keiner ab, aber Rebensaft gibt es hier in allen Formen und Farben. Im Jahre 1975 fallt nämlich der Startschuß für vier hoffnungsvolle Neuwinzer; jeder fällt von ihnen nennt einen Weinberg, eine gewisse Grundausrüstung sowie etwas Kapital sein eigen. Man siedelt sich ganz nach Belieben in einem der deutschen Weibaugebiete an (Rheinhessen, Franken usw.), und ab geht der Most - fehlende menschliche "Bergbauern" dirigiert übrigens der Compi.

Auf den allerersten Blick ähnelt Winzer ein wenig den Oldies "Hanse" und "Fugger": Jede Spielrunde entspricht einem Monat, es gibt regelmäßige Wetterberichte, und auch die manchmal etwas umständliche Menüsteuerung (Maus oder Tastatur) weckt Erinnerungen. Wer sich jedoch länger als nur ein halbes Stündchen mit diesem Programm beschäftigt, stößt unweigerlich auf eine gesunde Portion Komplexität und Spielspaß.

Bei allem, was man tut, spielt das richtige Timing eine Schlüsselrolle; so ist z.B. das Pflanzen neuer Reben nur im Frühjahr möglich - wer es verpaßt, hat halt Pech gehabt. Nachdem der Acker über's Jahr brav gedüngt und gepflegt wurde, darf man ab August den Lohn der Mühe ernten. Aber vielleicht ist es besser, noch ein oder zwei Monate zu warten, damit die Beeren mehr Süße entwickeln? Und wer gar nur die überreifen Früchtchen sammelt, hat zwar weniger Masse, aber dafür umso mehr Klasse.

Anschließend ist das Keltern an der Reihe, bei der Gelegenheit kann ein eventueller Mangel an natürlichem Fruchtzucker sogar diskret nachgebessert werden - Skandal!!! Jetzt meldet man das gute Tröpfchen noch in der Stadt zur Qualitätseinstufung an (glücklich, wer ein Prädikat bekommt), und kann den Stoff schließlich in Flaschen füllen, um ihn später zu Geld zu machen.

Darüberhinaus ist in der City nahezu alles möglich, von Kreditaufnahme über Werbung und Verkauf bis hin zu Sabotage und Beamtenbestechung. Last but not least sorgen noch eine Menge zufälliger Ereignisse wie Trockenperioden oder Lottogewinne für Abwechslung. Abwechslung ist zwar gut, Realismus ist jedoch besser: Wer ernten will, muß Arbeitskräfte einstellen, zum Keltern braucht man Lagerkapazität, und leere Flaschen dürfen auch nicht fehlen.

Ja, man kann sogar Sekt produzieren, neue Weinberge ersteigern oder Exportgeschäfte machen! Grafisch ist das Game leider nicht halb so beeindruckend - ein paar schlichte Bildchen halt, ansonsten viele Tabellen. Die abschaltbare Begleitmusik düdelt unaufdringlich vor sich hin, und die Steuerung bekam schon weiter oben ihr Fett ab.

Dennoch sollte sich kein Sprit-Stratege davon abhalten lassen, Winzer einer "Weinprobe" zu unterziehen; allein schon der originellen Thematik wegen. Na, denn mal Prost! (jn).



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Diese Wirtschaftssimulation verdient ihren Namen gleich in doppelter Hinsicht, geht es doch gewissermaßen um ein feuchtfröhliches Thema. Bis zu vier Nachwuchs-Winzer dürfen hier antreten, um mit einem Weinberg, etwas Kapital und noch weniger Material als Grundausrüstung aus dem süßen Rebensaft die edelsten Weine zu keltern. Das heißt, eigentlich geht es natürlich um Deutschmarks - ob man die mit Eisweinen und Spätlesen oder mit billigem Massengesöff scheifelt, bleibt jedem selbst überlassen.

Technik, Optik und Spieling wurden unverändert übernommen, allerdings artet das Anwählen der Menüs mit dem Fadenkreuz in schweißtreibende Fummelarbeit aus! Und wer weder über RAM-Karte noch Disketternlaufwerk verfügt, kann leider nicht speichern und hat somit schon bald ausgewinzert. Andererseits ist ein eingebautes Weinbauern-Lexikon neu hinzugekommen, der Schiedsspruch lautet daher: In Ordnung.
(Starbyte, ca. 89,- DM)