Ganz und gar nicht gut sieht es dagegen in Britannia aus: Lord British ist bei einer Expedition verschollen, und ein übler Kerl namens Blackthorne hat die Herrschaft an sich gerissen. Der tyrannisiert jetzt die Bewohner des krisengebeutelten Landstrichs nach Leibeskräften - wer nur auf den Bürgersteig spuckt, darf schon mal sein Testament machen. Weil ein Lump nicht genug ist, treiben zu allem Unglück auch die berüchtigten Shadowlords ihr Unwesen im Land. Höchste Zeit also, ein paar Kameraden einzusammeln und all den Unholden mal kräftig einzuheizen!
Wer die Ultima-Serie nicht kennt, könnte jetzt denken es handle sich hier einfach um eins der üblichen Hack & Slay-Rollenspiele à la "Bard's Tale". Weit gefehlt! Ultima V ist weit mehr als das - eine Welt für sich, ein lebender Mikrokosmos und für Spieler schon fast eine Lebensaufgabe. Allein das zu erforschende Gebiet hat enorme Ausmasse: Auf der Oberfläche gibt es 30 verschiedene Orte, die zum Teil mehrere Ebenen haben, dazu kommen riesige Wasser-, Wald- und Wüstenflächen etc. Dann noch die Unterwelt, die der Oberwelt größenmäßig in keinster Weise nachsteht - in dem Dungeons von Ultima haben sich angeblich schon die erfahrensten Dungeon Master verirrt...
Das alleine hätte bereits für einen Hit gereicht, aber hier wird noch viel mehr geboten: Die Welt von Ultima lebt! Die (über 400) Personen des Spiels stehen nicht bloß gelangweilt in der Gegend herum und warten auf die nächste Abenteuergruppe zum Vermöbeln, nein, sie führen fast alle ein "richtiges" Leben. Das bedeutet z.B., daß sie ihr Verhalten dem Wechsel der Tageszeiten anpassen, daß man mit ihnen ausgiebig palavern und ihnen Geheimnisse entlocken kann, und vieles mehr. Außerdem gibt es wieder eine unglaubliche packende Geschichte, Rätsel ohne Ende, sowie unzählige kleine Details, die die Motivation monatelang hochhalten.
Man merkt dem Game an, daß seine Schöpfer versucht haben, es so perfekt wie irgend möglich zu machen. Am deutlichsten zeigt sich das im Kampf- und Zaubersystem, das jetzt wirklich über alle Zweifel erhaben ist. Die Grafik ist allerdings (wie gewohnt) eher zweckmäßig, aber am Amiga sind die Strichmännchen vergleichsweise noch am schönsten. Die Musik ist erstklassig, und selbst über die Effekte kann man nicht motzen. Bei der Steuerung wurde nichts geändert - der Avatar von Welt spielt also immer noch mit der Tastatur, weil die Maus nur mit einigen Standardfunktionen belegt wurde. Der kurzen Rede langer Sinn: Besorgt Euch das Teil, Leute - bis Ultima VI dem Weg vom PC zur "Freundin" gefunden hat, kann's schließlich noch ein bißchen dauern... (mm)