Reshoot R logo CD32 Amiga Joker Hit

Knalliger als 'ne Dragqueen und lauter als ein Rockfestival, was kann das sein? Ganz genau: ein brandneues Shoot'em-Up für AGA-Amigas aus der Feder eines ehemaligen Joker-Redakteurs.

Als mich Richard anschrieb und fragte, ob ich ein neues Amiga-Ballerspiel namens "RESHOOT R" für den Amiga Joker 2019 testen möchten, da wusste ich nicht recht, was ich antworten sollte. Denn etwas anderes wusste ich sehr wohl: Nämlich, dass Richard nicht nur dieses Magazin leitet, sondern außerdem Schöpfer des besagten Shootém-Ups ist!

Ob ich bei Ablehnung oder schlechter "Werbung" mit Amiga-Entzug oder anderen qualvollen Konsequenzen rechnen müsste? Dank meiner lebhaften Fantasie sitze ich nun hier und schreibe über ein neues Amiga-Spiel im Jahr 2019. Was an sich schon bemerkenswert ist.

Beginnen wir mit Hintergrund-Informationen. "RESHOOT R" ist der Nachfolger von "Re-shoot", ebenfalls ein Shoot-’em-Up von Richard, das im Jahr 2016 in teils zurückhaltendem und meistens wohlwollendem Tenor von der Community begrüßt wurde. Der Nachfolger sollte besser, schöner spaßiger werden. Schauen wir mal.

Grundsätzlich hält sich "RESHOOT R" an die Gepflogenheiten des Genres. Wir haben hier einen horizontal scrollenden Shooter vor uns, mit einem fleißig rotierenden Raumschiff unter den Fuchtel des Spielers und allerlei Gesocks, das aus allen Richtungen in den Bildschirm strömt und um Erlösung per Laserschluss bittet.

Da ist später so skurriles Viecherzeugs dabei, dass die ersten paar Asteroiden geradezu langweilig wirken. Das Ziel ist, die fünf abwechslungsreichen Stages zu überwinden und dabei möglichst viele Punkte zu sammeln.

Die häufig auftauchenden Waffen- und Geschwindigkeits-Upgrades sind dabei enorm hilfreich. Sie machen nämlich genau das, was ihr Name vermuten lässt, sie verbessern unser kleines Raumschiff – und dienen außerdem als Schild.

Bei einem Treffer zerplatzt das Schiff also nicht gleich in tausend Stücke, sondern verliert zunächst eine Waffen-Ausbaustufe. Wird man ohne Verbesserungen erwischt, ist es vorbei mit der Punktehatz. Game Over.

Wer Gegner in schneller Reihenfolge erlegt, erntet Punktmultiplikatoren und bis zu fünffaches Punkteglück. Werden ganze Gegnerwellen vernichtet, gibt es noch einen Extrabonus oben drauf, der ebenfalls vom Multiplikator profitiert. Zu erwähnen wäre, dass neuerdings Autofeuer, Power-ups und eine speicherbare Besten-liste das Leben des Weltraumhelden angenehmer machen.

Witzig: "RESHOOT R" zeigt nach beendeter Partie einen Code am Bildschirm an, über den man sich in einer Online-Bestenliste eintragen kann, parallel zum lokal gespeicherten Ranking.

Die Steuerung und Kollisionsabfrage machen einen viel besseren Eindruck als beim Vorgängerspiel. Man hat zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, die Kontrolle über sein Schiffchen zu verlieren. Knifflige Manöver, um Gegnern und deren Projektilen auszuweichen, sind jederzeit möglich. Das ist allerdings auch bitter nötig, denn die Anzahl der gleichzeitig herumfliegenden Objekte gleicht zeitweise einem Stresstest für Epileptiker, aber im positiven Sinne. Was heir lost ist, das sucht seinesgleichen!

Der Schwierigkeitsgrad beginnt dabei eher einfach und steigert sich von Level zu Level konstant. Wem Shoot’em Ups leicht fallen, der wird "RESHOOT R" zügig durchspielen. Gelegenheitsspieler haben daran zu knabbern.

Die Grafik macht im Vergleich zum Vorgängerspiel einen Quantensprung. Pixelkünstler Kevin Saunders hat kleine und große Objekte liebevoll gezeichnet und animiert. Das gleichermaßen aufwendige wie abwechslungsreiche Leveldesign lässt das Herz jedes Ästheten höher schlagen.

Butterweiches Parallaxscrolling in mehreren Ebenen und plastische Linescrolling-Effekte (lechz!) können direkt aus der Spielhalle stammen. Eine solche Vielfalt an Farben und räumlicher Tiefe, erst recht in Kombination mit flüssiger 50-Hertz-Bild-wiederholrate, zeigt der Amiga sonst fast nur in Grafikdemos.

Auf die Ohren gibt’s vergleichbar Hochwertiges. Martin Ahmans Musik konzentriert sich auf knackigen Techno in sehr ansprechender Qualität. Ein bisschen mehr Abwechslung beim In-game-Soundtrack wäre freilich schön gewesen. Vielspieler werden irgendwann den Nur-Soundeffekte-Modus verwenden.

Und wo wir gerade über Lärm plaudern – der verdient ebenfalls positive Hervorhebung. Explosionen, Laserschüsse und Sprachsamples hören sich interessant an und sind technisch hervorragend abgemischt.

Wir haben hier Digi-Entertainment von einer Qualität vorliegen, die selbst in den besten Zeiten des Amiga selten war und die im Jahr 2019 einmalig ist. Die abwechslungsreiche Action mit etlichen Höhepunkten und Tempowechsel hat diese gewisse Klebstoff-wirkung an sich, die über etliche Tage und Wochen motiviert.

Wer also über einen Kauf nachdenkt, tut das Richtige und hat die Qual der Wahl zwischen Download- und Diskettenversion sowie zwei CD-ROM-Editionen: Die sogenannte Pure Edition umfasst das Spiel auf CD-ROM, ein gedrucktes Handbuch und das Game als emulatortaugliches lha-Archiv. Die Signature Edition bringt zusätzlich eine edle Verpackung, ein Handbuch plus Making-of-Special, eine persönlich Widmung des Autors und den Soundtrack auf separater Audio-CD mit. Die Soundtrack Audio-CD von "RESHOOT R" ist außerdem einzeln erhältlich.

Da spreche ich gern eine Kaufempfehlung aus, obwohl der Chefredakteur gerade nicht mit der Knute hinter mir steht. Doch, wirklich! (ds)