Wie sieht das Klettern auf der aristokratischen Karriereleiter nun in der Praxis aus? Jeder der acht möglichen Mitspieler fängt im Jahre des Herrn 170 bei Null an und muß versuchen, möglichst großen Reichtum anzuhäufen - und das schneller als seine Mitstreiter.
Dazu kann er Mühlen und Mietshäuser errichten, Getreidefelder anbauen, Steuern und Kornverteilung festlegen (ohne daß ihm sein Volk davonläuft!) und mit seiner Armee Freunde besuchen. Je besser er wirtschaftet, um so weiter steigt er in Adelskreisen auf.
Interessant ist auch die Möglichkeit, 25 Jahre später, also 1725 zu beginnen: Das hat den Vorteil, daß man dann schon ein gewisses Vermögen hat und gleich mit dem Kriegführen anfangen kann...
Das Spiel beeindruckt durch die witzig animierte, detailreiche und stimmungsvolle Grafik, die sich in jeder Runde ändern kann: Vom einsamen Reiter in der Landschaft, strömendem Regen oder Sonnenschein bis hin zum allen möglichen Getier ist ständig Abwechslung auf dem Screen angesagt.
Alle Aktionen sind über das Anklicken von Objekten steuerbar, der Klick auf die Kanone bedeutet zum Beispiel Krieg. Ungeduldige Thronanwärter dürften durch die mißlungene Mausabfrage allerdings bald zur Raserei getrieben werden!
Die maximale Zugzeit pro Runde beträgt (wahlweise) zwei oder drei Minuten. Stolze Besitzer einer 1MB-Speichererweiterung kommen in den Genuß von recht lustigen Sound-effekten.
Kaiser wird in einer Verpackung geliefert, die allein schon durch ihre Größe beeindruckt - ein wohnungsloser Student könnte darin problemlos überwintern! Doch der Großraumcontainer ist noch gar nichts gegen die darin befindlich Landkarte: fast ein Quadratmeter Brennholz, damit unser armer Student nicht frieren muß.
Aber im Ernst, wozu soll das Kolossalwerk gut sein? Der einzige Sinn besteht darin, daß man alle Bauwerke, die man im Lauf des Spiels errichtet, nochmals mit Spielsteinen auf der Karte markieren kann. Ob dadurch wirklich eingefleischte Brettspieler vor den Rechner gelockt werden können, ist mehr als fraglich. Genauso gut hätte man ein Paar kaiserliche Pantoffeln beipacken können; auf den Spielverlauf hätten sie ebensowenig Einfluß gehabt!
Mal abgesehen von dem Gag mit der Karte ist das Game bestens gelungen, allein die feierliche Sterbeszene ist das Geld schon fast wert. Es fragt sich nur, ob die Spielidee im Vergleich zu anderen Wirtschaftssimulationen mit aktueller und komplexer Thematik nicht zu einfach ist.
Aber was soll's, die aufwendige Aufmachung macht das Spiel in jedem Fall zu einer Geschenkidee erste Güte: Lang lebe unser "Kaiser"! (Felix Bübl)